Zahlen

HG: 67kg BMI: 25,8
TG: 38kg BMI: 14,7

Dienstag, 29. April 2014

Ich weiß jetzt den Grund..

..für die Essstörung. Gestern fiel es mir wie Schuppen von den Augen und nachdem ich heute mit Mama beim Blutabnehmen war, teilte ich es auch ihr mit.
Der Grund: Jetzt will ich wieder leben! Vor der ES wollte ich nicht mehr leben. Alles erschien mir so sinnlos und ich wusste überhaupt nicht, wofür es sich lohnen sollte weiter zu leben. Ich sah meine Welt nur noch grau und trist. Erkannte nicht mehr die schönen Dinge und hasste mich und alles um mich rum. Ich hatte regelrecht Panik vor der Zukunft, weil ich einfach keine für mich sah. Ich hatte fast jeden Tag Suzidgedanken und dann.. ja dann kam da diese Stimme. Die meinte, wenn du abnimmst ist alles einfacher, besser, leichter. Ich wollte nicht mehr sterben. Zumindest nicht, bevor ich nicht endlich mir und allen anderen bewiesen hatte, dass ich schlank und schön und erfolgreich sein kann. Meine Essstörung hat mir quasi das Leben gerettet. Zunächst. Natürlich wollte ich es nie so weit treiben und jetzt bin ich auch eher näher am Tod, als am Leben und erst jetzt merke ich, was ich verpassen werde, wenn ich mich der Stimme, die mehr mein innerer Dämon geworden ist, hingebe.
Ohne das alles wäre ich jetzt vielleicht schon gar nicht mehr da und ohne das alles hätte ich nicht gemerkt wie wunderbar wertvoll das Leben ist. Ich musste erst die Hölle durchschreiten - und werde wohl auch noch ne Zeit darin umher wandern - um zu merken, wie sehr ich am Leben hänge.
Ich bin dankbar dafür. Klingt bescheuert, aber ist so. Klar, würde ich gerne morgens aufwachen und wieder gesund sein, aber.. ich war schon lange nicht mehr gesund. Und jetzt sieht man es mir an und jetzt seh ich es. Ich konnte mir erst kurz vor'm Abgrund eingestehen, dass ich zu stürzen drohe, wenn ich jetzt nicht nach der helfenden Hand greife. Ich hab's getan. Ich bin froh drüber.
Sicherlich habe ich auch noch Tage, wo alles scheiße ist. Wo die graue Sichtweise zurück kommt und ich am liebsten alles hinwerfen will. Auch ist es schwer jetzt gegen das anzukämpfen, was mich einst gerettet hat. Aber durch diesen Kampf und durch die vielen kleinen Siege die ich da erziele werde ich stärker!
1/2 Apfel, 1 Kiwi, 3 Himbeeren,
Erdbeeren, 2 TL Haferflocken, 1 TL
Haselnussstücke, Joghurt, Quark,
Zimt, Curry, Süßstoff & Kaffee
Allein heute habe ich wieder viele kleine, aber doch wertvolle Schritte vorwärts getan.
Nach dem Aufstehen war der Bauch immernoch leicht aufgebläht, weil meine Verdauung momentan völlig hinüber ist. Normalerweise würde ich dann nichts essen. Könnte es nicht. Aber momentan atme ich dann einmal tief durch, zieh mein Hemd wieder runter und formuliere einmal klar vor dem Spiegel die Worte Weiter machen. Du bist nicht dick. Das geht vorrüber. Du brauchst Essen. in meinem Kopf. Bin also inne Küche und habe den nächsten Schritt getan. 2 TL Haferflocken und 1 TL Haselnussstückchen ins Frühstück. Die Stimme schrie und ich schob trotzig Löffel für Löffel in meinen Mund.
Zum Mittagessen dann die nächste Auseinandersetzung in meinem Kopf. Nochmal Nüsse. Diesesmal im Salat. Außerdem schwamm das Gemüse mit Tofu förmlich in Öl. Ich wollte impulsiv etwas von meinem
Gemüse & Tofu mit Öl-Sojasauce-Marinade
aus'm Ofen, Reis mit Möhre, Salat aus Orange,
Spargel, Haselnüsse, Fenchel, Zwiebel & iein
Dressing :D gibt's heut Abend nochmal
Teller auf Mama's tun, damit ich weniger essen muss. Aber Halt! Wer will das? Ich oder der Dämon? Also hab ich gegessen. Meine Ärztin hat es mir verordnet mein Essen anzureichen so gut es geht. Wer hat wohl eher Recht? Ärztin oder Dämon?
Und in der Stadt dann habe ich mich selbst völlig überrascht. Stand im DM vor'n Lebensmitteln und sah ne Falafelfertigmischung und Mandel-Nuss-Tofu und das lachte mich so an. Ich wollte es unbedingt probieren! Ich schaute, wie gewöhnlich, erstmal auf die Nährwertangaben, aber es lies mich kalt. Das ist gesundes Zeug. Ab zur Kasse, zahlen. Und vor dem Laden dann realisiert, was ich da grade getan habe. Safefood ist, ohne erst alles zu zerdenken um es dann eh wieder wegzustellen.
Ich habe etwas gekauft, was kein gewöhnliches
Musste dann meinen Erfolg erstmal Mama, meiner Schwester und ner Freundin mitteilen.:D Und dann bin ich grinsend zurück zu meinem Fahrrad gelaufen und fühlte mich, als hätte ich nen Drachen mit bloßen Händen getötet.
Diese ganzen Dinge sind für andere Menschen so normal, aber für mich nicht mehr. Bei vielen Dingen bin ich noch völlig in der Krankheit verstrickt, umso schöner sind solche Minierfolge dann!
Ich merke jeden Tag mehr, dass ICH für mein eigenes Glück verantwortlich sein kann und die Welt nicht grau bleibt, wenn man etwas dagegen tut. Ich will gesund werden. Ich werde nicht glücklich, wenn ich dünn und hilsflos bleibe. Ich werde erst dann zufrieden durch die Gegend maschieren, wenn ich mich akzeptieren kann und wieder Freude an den kleinen Dingen im Leben habe. Ich werde erst dann das Leben wieder genießen können, wenn sich nicht mehr alles um's Essen dreht, sondern ich Zeit für anderes habe. Und das werde ich mir zurück holen! Und es wird sich verdammt nochmal lohnen!
Ich glaube auch, dass diese wirkliche Einsicht viel damit zu tun hat, dass mich meine Mama und auch meine Schwester und natürlich meine lieben Follower so unterstützen und ich jetzt konstant 3x täglich esse. Dadurch erbreche ich weniger (heute ist wieder eine ganze Woche ohne um) und das ermutigt mich weiter zu machen. Außerdem helfen tatsächlich die Recoveryblogs und die Bücher (besonders "Gramm für Gramm zurück ins Leben") die ich lese, weil es mir die Angst nimmt vor dem Essen. Da sehe ich und kann nachlesen wieviel man essen muss und kann, um mich aus dieser Unterernährung rauszuholen. Da erkenne ich, dass die Lebensfreude Stück für Stück wieder kommt. Dass es besser wird und man auf jeden Fall weiterkämpfen muss um jeden Preis.

Versuche jetzt iwie eure Kommentare zu beantworten. ._.

8 Kommentare:

  1. deine einstellung und deine motivation gesund zu werden machen mich sprachlos! echt, richtig richtig vorbildlich! man merkt richtig, wie du langsam kämpfst und wie du schritt für schritt in die richtige richtung denkst :) ich glaube ein wichtiger schritt um anzukämpfen ist auch, dass man weiß woran es gelegen hat dass man so tief reingerutscht ist.
    ich finde du machst das wirklich super und du kannst sooo STOLZ auf dich sein, wirklich! ich drück dir die daumen. mich motivieren die recoveryblogs übrigens auch aber darüber haben wir ja letztens schon geschrieben, haha :D
    drück dich <3

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  2. Was du schreibst hat mich sehr ergriffen und sehr nachdenklich gestimmt! Was du über die Essstörung im Bezug auf das erstmalige Überleben und deine Rettung in der vorherige Situation geschildert hast ist wirklich unfassbar traurig aber ich wünsche mir von Herzen das du nun dieser Hölle auch entkommen kannst und dann ohne die Essstörung wieder die positiven, schönen und wertvollen Momente im Leben sehen kannst, denn ohne diese Stimmen kannst du sie noch viel mehr wahrnehmen und mit offenen Armen empfangen.
    Ich wünsche dir wirklich nichts sehnlicher! <3
    Man merkt so sehr wie du kämpfst, dich immer wieder aufraffst, dich neuen Herausforderungen stellst und deinen Willen für das Leben.
    Es ist so schön dies mit anzusehen und auch wenn es noch ein langer und nicht immer einfacher Weg sein wird bist du gerade dabei ihn anzugehen! Du bist toll und stark! Ich bewundere dich sehr!

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  3. Ich habe gerade so eine Gänsehaut bekommen :') Und jetzt könnte ich weinen, so sehr berührt mich dieser wundervolle Post. Ich kann dich so, so, so gut verstehen. Ich bin damals mit 15 auch durch Depressionen in die Essstörung gerutscht. Was heißt gerutscht, ich habe mich dazu entschieden. Ich wollte mich umbringen, war schon wegen Depressionen und Suizidgedanken in einer Klinik und war zu nichts, wirklich nichts mehr im Stande. Wirklich ich lag 24 Stunden am Tag halbwach in meinem Bett, während mir Tränen aus den Augen gelaufen sind. Und all die Patienten mit Essstörungen um mich herum.. ich wusste dass es ihnen auch schlecht ging, aber sie waren wenigstens irgendwie im Stande zu leben. Und irgendwie habe ich mich dann auch in eine Essstörung gerettet, und ja es war eine Rettung. Ich habe von einem Tag auf den anderen 5x am Tag erbrochen und habe mich nur noch mit dem Thema beschäftigt. Indem ich mich jeden Tag ein Stückchen umgebracht habe, musste ich mir nicht endgültig das Leben nehmen. Und es ging mir besser. Ohne die ES hätte ich es nur noch ein paar Tage oder Wochen ausgehalten.. mit ihr lebe ich noch jetzt, 6 Jahre später. Ich hoffe nur du schaffst es, dass die ES keine dauerhafte Überlebensstrategie für dich wird, so wie sie es bei mir ist. Egal wie gut es mir geht, sobald es mir wieder schlecht geht, werde ich rückfällig. Ich hoffe du schaffst es, die ES und die Krankheit im allgemeinen endgültig hinter dich zu bringen und sie nach der Klinik weder in guten noch in schlechten Zeiten zu brauchen!
    Ich finde es total schön, dass du solche Fortschritte in der 'Therapie' machst und immer mehr verstehst, wieso du die ES entwickelt hast und was dich an ihr festhalten lässt. Du machst das toll! Ich glaube wirklich daran, dass du diese Krankheit besiegen kannst.
    <3

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  4. Dein Post freut mich so unglaublich! Wie ich vor ein paar Monaten angefangen habe, deinen Blog zu lesen, hätte ich mir nie vorstellen können dass du jetzt so positiv denkst. Ich bin überrascht und das freut mich wirklich. Wenn du mit der Einstellung in die Klinik gehst, bin ich sehr zuversichtlich, dass du das alles überwinden wirst! :)

    Ich hab mir übrigens gestern auch mal Räuchertofu gekauft. Wie macht deine Mama den denn immer? :)

    Liebe Grüße!

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  5. 'Gramm für Gramm zurück ins Leben' ist so traurig, weil man das ganze mal aus der Sicht einer Mutter sieht, die krank vor Sorge ist. Und das ist umso motivierender..
    <3

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  6. Ohgott dein Post macht mich so glücklich!
    Es ist wirklich so schön zu lesen, dass du weiter dagegen ankämpfen willst!
    Du bist sooo stark, mach weiter so :)

    LG

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  7. Du bist so unglaublich stark, dafür beneide ich dich total. Ich glaube viele sind aus diesem Grund in die ES gerutscht.. dein Post hat mir echt die Augen geöffnet, ich glaube nur nicht das ich schon so weit bin um damit abzuschließen. Man könnte sagen ich bin noch in der Phase in der ich noch diese ''Unterstützung'' brauche. Ich wünsche dir ganz viel Glück und Stärke ♥

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