Aufstehen, Krone richten, weiter gehen!

Ach, menno. Ich hatte heute eigentlich so gute Nachrichten und bis heute Nachmittag hab ich mich noch gefühlt wie der King persönlich! Aber von vorne..

Ich hatte heute um 12 Uhr nen Hautarzttermin und Mama und ich mussten ungelogen 1 1/2 Stunden warten bis wir dran kamen! Und dann schaut die Olle da nur kurz drauf und fertig. WOAHR! Naja, nicht zu ändern. Leider war der Termin zur Besichtigung der Esssgestörten-Wohngruppe schon um 14.30 Uhr. Also keine Zeit mehr, um nach Hause zu fahren. ICH schlug vorsichtig vor, dass wir ja bei diesem Chinsesen im Supermarkt (weil die WG da direkt um die Ecke ist) essen könnten. Der Laden, wo's letztens zum Streit kam, weil Mama dort spontan essen wollte und ich überfordert war. Ich wollte mich irgendwie selbst herausfordern, weil ich bei der Bananen-Challenge heute morgen versagt hatte. Ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden eine blöde halbe Banane in mein Frühstück zu schnibbeln.

Fehlt schon bisschen Tofu und Gemüse.
Ich hatte mehr Tofu und Mama mehr Nudeln.
1. Sie mochte den Tofu nicht so.
2. Fürchte ich mich immernoch vor Nudeln.

Auf dem Weg zum Imbiss wurde ich total nervös. Kloß im Hals, den Tränen nahe und voll am zittern stand ich dann dort und die kleine Asiatin hinter der Theke fragte, was wir wollten. Gemüse mit Tofu und gebratenen Nudeln und ein Glas Cola Light. Eine sehr große Portion, deshalb teilten wir sind uns. Dampfend stand der Teller vor uns und noch bevor ein böses Wort der Stimme wieder ertönte, packte ich meine Stäbchen und begann mit Mama zu essen. Ha!
Danach war ich stolz wie Bolle und auch Mama war sichtlich zufrieden. Ja, so bestärkt konnten wir uns die WG anschauen. Erstmal gab's dort nen Gespräch, wo sie bisschen was über meine ES und von mir allgemein und bla wissen wollten und danach durften wir uns die Einrichtung noch anschauen. Ist alles ganz nett da, aber für Mama und mich steht eigentlich schon fest, dass ich dort nicht hingehen werde nach der Klinik. Aber ich hab es halt im Hinterkopf und falls ich in der Klinik doch merke, dass ich danach noch irgendwo betreut wohnen muss (man wohnt da im Schnitt 1 1/2 Jahre o.o), dann kann ich immernoch meine Meinung ändern. 
Auch zu Hause war ich noch guter Dinge. Schrieb ein paar Leuten, welch Herausforderung ich heute gemeistert hab und dann plötzlich.. Druck. Stopfe nen halben Apfel rein und Gewürzgurken. Renne nervös durch die Wohnung. Will nicht, will doch, will nicht, will doch. Und dann war's vorbei und ich hab wieder Unmengen an Nahrung in mich rein geschaufelt. Es war alles dabei. Banane, Schokolade, Apfelpfannkuchen, Toast, Käse, Bohnen in Tomatensoße, Ei, Honig, Kekse, Sprühsahne etc.
Es ging alles so schnell und ehe ich mich versah stand ich in der Badewanne und würgte alles wieder hoch. Kotzte und kotzte und als am Ende selbst das Gemüse vom Chinesen wieder hoch kam, hörte ich auf. Säuberte die Wanne, räumte die Küche auf und stand perplex vor'm Spiegel. Was war bitte passiert? Ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, was ich grade getan hatte.
Dann schrieb ich Mama eine verzweifelte Sms:

Rückfall.

Warum heute?

Ich schäme mich so.

War doch der Gewinner des Tages heute. 

Jetzt steht wieder Loser auf meiner Stirn.

Deprimodus on.

Sie antwortete kurz darauf:

Vielleicht wegen WG?

Bisschen viel Beschäftigung mit dem Thema heute?

Aufstehen, Krone richten, weiter gehen, Prinzessin!
LG.

Ich weinte. Schrie und schimpfte laut mit meiner Essstörung. Ich sagte ihr, wie sehr ich sie hasse, dass sie mich umbringt, mir mein Leben kaputt macht und sich endlich verpissen soll! Danach ging es mir besser. Ich gebe jetzt nicht auf! Die 8 brechfreien Tage kann mir keiner nehmen und ich hab in den Tagen viele kleine Herausforderungen gemeistert und das ist verdammt nochmal schon echt gut! Ich kämpf jetzt weiter. Wäre doch bescheuert mich von einem blöden Rückfall aus der Bahn werfen zu lassen.
Ich kann sehr wohl stärker sein, als meine ES! Und mit jedem Mal, wo ich sie besiege wird es einfacher und bald kann ich in die Klinik! Bald wird es noch nen Stück leichter für mich. Ich werde nicht mehr den Kopf in den Sand stecken. Nie mehr! Ich will mein Leben zurück. Dazu gehören auch Schritte in die falsche Richtung, aber ich kann mich jeder Zeit wieder umdrehen und losprinten. Es liegt an mir. An meiner Einstellung. Also: Krone richten und weiter gehen!