Ich bin näher am Tod als am Leben.

Ich heul gleich. Breche einfach zusammen, krabbel in mein Bett und stehe nie wieder auf bis ich so dünn bin, dass ich in die Ritze zwischen Wand und Bett passe. Da verstaube ich dann leise und heimlich bis sie mich alle vergessen haben und dann verweile ich da die restliche Zeit bis ich selbst zu Staub verfalle. 

Ich kann das hier einfach nicht mehr. Wie schaffe ich bloß jeden Tag? WIE!? Woher nehme ich die Kraft und die Motivation morgens aufzustehen? Ich weiß es nicht mehr..
Der Tag heute war eigentlich vollkommen ok. Erstmal hab ich es geschafft mich nicht zu wiegen. Dann bisschen müde zur Schule geradelt. Hatte 2 chillige Stunden Kunst, danach 2 Stunden Deutsch LK. Ich liebe Deutsch! Und dann war's echt cool. Anstatt Englisch und Bio hatte mein Deutsch LK nen Theaterworkshop und wir haben bisschen geschauspielert und mir macht sowas ja total Spaß. Also den Workshop hatten wir, weil heute Abend beide Deutsch LK's ins Theater gehen. Joar, klingt so weit ganz gut.
Zu Hause dann wieder alles vorbei. Ich allein zu Haus. Hunger! Bzw. kein Magenknurren oder so, aber es war kurz nach 1 und mein Frühstück hatte ich um 7 Uhr. Körperchen wollte dringend etwas essen. Ok, hab ich eingesehen. Den ersten 'Fressdrang' mit 4 förmlich inhalierten Radieschen überwunden und schon mal Kaffee aufgesetzt. Dann schnell TK-Gemüse und frisches Gemüse inne Pfanne gekloppt, Kidneybohnen dazu (wieder nen Lebensmittel an das ich mich mittlerweile ohne Reue dran traue!), sogar etwas Schafskäse und als 'Topping' noch etwas Tomatenmark und Senf. Bevor ich gegessen hab schonmal ne halbe Tasse Kaffee mit Sojamilch intus, damit ich mich nicht wie ein Tier draufstürze.
War echt lecker und ich war nach ner guten Portion auch satt, ABER ich hab mich mal wieder mit den Mengen verschätzt und es war noch ne gute halbe Pfanne übrig. Ganz schlecht. Ich saß dann im Wohnzimmer wie auf Kohlen. Immer im Bewusstsein, dass da noch 'erlaubtes' Essen in der Küche steht. Irgendwann ging's nicht mehr und ich hab den Rest auch noch aufgegessen. Aber noch mit Genuss. Sogar langsam mit Stäbchen gegessen. Also alles noch ok. Solange ich langsam und mit Genuss esse und nicht übermäßig satt bin, ist es kein Fa! Das hab ich bei meiner Ernährungsberaterin so gelernt.
Tja, schade Marmelade, dass ich dann wieder und ohne Vorwarnung nicht stoppen konnte. Wieder in die Küche und noch nen paar Esslöffel Bohnen aus der Dose gelöffelt. Bis es mir nicht mehr geschmackt hat. Dann Gurke, Naturtofu mit Tomatenmark. Hab gestoppt. Will doch nicht mehr stopfen und kotzen. Zum Spiegel gelaufen. FEHLER! Mein Bauch war dick, Hirn aus.
In windeseile folgten etliche Müsliriegel mit nem halben Becher Schmand. Die andere Hälfte mit zich Keksen, ner Banane und Haferflocken gemischt mit Sojamilch, Marmelade und Vanillezucker runtergeschlungen. 2 Scheiben Brot und 3 Scheiben Knäcke mit dick Magarine hinterher. Danach folgten noch ein paar Schokopralinen und ne Schale Kuchenteig mit Haferflocken und Kokosraspeln. Zum Schluss noch nen Liter Milch auf Ex und dann bin ich unter die Dusche gerannt und wollte es bloß loswerden.
Aber wie sooft in letzter Zeit wollte mein Magen nichts hergeben. Die Milch kam raus und der Rest? Der drückte schwer und blieb mir im Halse stecken. Ich hab total die Krise unter der Dusche geschoben, weil ich doch noch heute Abend ins Theater muss! Immerwieder hab ich mir die Finger, den Pinsel und aus Verzweiflung sogar nen fucking Esslöffel in den Hals gerammt, aber es kamen immer nur Minimengen. Ich saß da also hockenderweise unter der Dusche und die Tränen liefen und ich hab mich gehasst und verflucht, aber ich konnt's auch nicht einfach hinnehmen, dass ich gestern so stark war und heute wieder ohne ersichtlichen Grund verkackt hab und mir jetzt den Tag versaue, weil nichts hoch kommt. Also immer weiter gequält. Sobald ich aufgeben wollte wieder die Finger rein.. über 2 Stunden. Am Ende 'flutschte' es wieder nur so aus mir heraus inklusive Magensäure, weil es natürlich schon 2 Stunden her war, dass ich Mittag gegessen hatte.
Mein Bauch tat so weh und mein Herz schlug enorm schnell. Zwischenzeitig konnte ich keinen klaren Punkt mehr fixieren und mich kaum noch auf den Beinen halten. Trotzdem weitergemacht. Mich immer wieder gefragt, was ich da tue. Dass ich mich umbringe. Dass ich aufhören muss und auf die kleine Bauchwölbung einfach scheißen soll. Sieht doch keiner! Ist doch nur noch Gemüse in mir. Nein.. weiter gemacht. Bis es ehrlich nicht mehr ging. Bis das hochwürgen so weh tat, dass ich nicht mehr einatmen konnte.
Spuren beseitigt, geweint, auf die Waage. 39,5kg 39,5kg 39,5kg! Und dann hab ich nochmehr geweint. Aus Angst. Ich sterbe noch! Aber nach so nem Kotzmarathon krieg ich den restlichen Tag nichts mehr runter. Dann will mein Bauch nichts mehr haben wollen und schlucken tut eh weh und andauernd stichts mich im Magen und Darm. Jetzt schieb ich Panik, dass ich morgen noch weniger wiege!
Echt, ist doch lächerlich. Hatte ernsthaft Sorge, dass ich die 40kg, die Mama auf den Fragebogen vom Korso geschrieben hat, nicht erreiche und die mich dann nicht ernst nehmen und jetzt bin ich eh drunter und es sinkt und sinkt und sinkt und ich kann ehrlich nur hilflos zugucken, weil ich es nicht geschissen kriege irgendwas zu ändern! Es ist wie in nem schlechten Film über den man sich aufregt, aber ihn nicht verändern kann. Ich habe wirklich Angst zu sterben oder umzukippen oder in nen Akutkrankenhaus an die Sonde zu kommen und trotzdem kann ich nicht genug essen. Kann mit dem Kotzen nicht aufhören und nehme weiter ab.

Morgen um 10 Uhr ist dann der Vorstellungstermin inner Klinik am Korso.. Juhu.